Oktober 2024: Musik überwindet Grenzen – Besuch unserer Freunde aus Portbail
Das diesjährige Highlight unserer Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Portbail-sur-Mer bildete der Besuch unserer Freunde aus der Normandie in Wienhausen. Bekanntlich finden unsere gegenseitigen Besuche im jährlichen Wechsel statt, so hatten wir in diesem Jahr 64 Mitglieder der Portbailer Amicale vom 19. bis 23. Oktober in und um Wienhausen zu Gast. In der französischen Reisegruppe befanden sich auch 15 Mitglieder der Bigband Réveil de Portbail, die das Austauschprogramm mit dem gemeinsamen Musizieren mit unserer Feuerwehrkapelle Oppershausen (FWKO) bereicherten.
Der vollbesetzte Doppeldeckerbus traf nach einer langen Nachtfahrt am Samstag, dem 19. Oktober, um die Mittagszeit am Wienhäuser Rathaus ein. Unsere französischen Freunde stiegen – trotz der Übernächtigung – in bester Laune und froher Erwartungshaltung auf das Wiedersehen aus dem Bus und wurden herzlich durch die Wartenden begrüßt.
Die Reisegruppe wurde seitens der Portbailer Gemeindeverwaltung von der dortigen Bürgermeisterin Frédérique Boury sowie dem Leiter des Portbailer Komitees (und früheren Bürgermeister der Gemeinde) Guy Cholot begleitet. Im Foyer unseres Rathauses hießen die Wienhäuser Bürgermeisterin Kerstin Ackermann und Manfred Schlote als 1. Vorsitzender des Freundschaftskreises Wienhausen-Portbail die französischen Gäste herzlich willkommen. Die offiziellen Übersetzerinnen beider Gemeinden, auf französischer Seite die pensionierte Deutschlehrerin Monique Chapelon und auf deutscher Seite die Französischlehrerin Kristin Frese, unterstützten sie dabei und gaben die Aufteilung der französischen Gäste auf die Wienhäuser Gastfamilien bekannt, die nach einem gemeinsamen Willkommensgetränk mit ihren Gästen nach Hause fuhren. Dort fand das erste gemeinsame Mittagessen und – für die zum ersten Mal an dieser Reise Teilnehmenden – das erste gegenseitige Kennenlernen statt. Wie üblich am Ankunftstag, wurde auch der Nachmittag von den Gastfamilien mit Programm gestaltet.
Traditionell empfängt die Verwaltung der Klostergemeinde Wienhausen am Abend des ersten Tages die französischen und deutschen Austauschteilnehmer zum offiziellen Empfang. Frau Bürgermeisterin Ackermann hatte in den Wienhäuser Mühlengrund eingeladen, wo im festlich geschmückten Saal ein hervorragendes Buffet bereit stand.
Die Bürgermeisterinnen Ackermann und Boury sowie der 1. Vorsitzenden beider Komitees Manfred Schlote und Guy Cholot luden in ihren Ansprachen alle Anwesenden dazu ein, sich immer wieder der Bedeutsamkeit städtepartnerschaftlicher Freundschaften zum Zwecke der Völkerverständigung bewusst werden zu lassen.
Der Abend verdankte sein ganz besonderes Flair der Musik des Réveil de Portbail. Anfangs wurden die jeweilige Länderhymne sowie die Europahymne gespielt. Im Laufe des Abends bot das Orchester dann ein buntes Potpourri seines Könnens dar. Unterstützt wurden die Portbailer dabei durch den Schlagzeuger der FWKO Malte Kuhlmann, der innerhalb kürzester Vorbereitungszeit in der Lage war, die Portbailer Band musikalisch zu begleiten. Wer nun denkt, die Franzosen müssten ob ihrer langen Anreise über Nacht für ein Konzert doch viel zu müde gewesen sein, der kennt die Franzosen nicht …!!!
Der Sonntag bot die Möglichkeit zum Ausschlafen, denn das Programm begann erst zu 10.00 Uhr mit einem Besuch des Gottesdienstes in der St. Marienkirche zu Wienhausen. Direkt im Anschluss daran lernten unsere französischen Gäste das Kloster Wienhausen kennen. Der Freundschaftskreis Wienhausen-Portbail hatte für die Franzosen eine interessante Führung durch das ehemalige, aus dem 13. Jahrhundert stammende Zisterzienserinnenkloster, das heute ein evangelisches Frauenkloster ist, organisiert.
Parallel fand im nahegelegenen Vereinsheim des Schießsportvereins Wienhausen unter der Leitung von Komitee- und Vereinsmitglied Malte Seils der traditionelle Schießwettbewerb statt, der ein MUSS bei jedem Besuch der Portbailer in Wienhausen darstellt. Teilgenommen haben daran 19 Personen auf Seiten der deutschen Gastfamilien und 47 Französinnen und Franzosen. Unter den Gewinnern befanden sich auf deutscher Seite 1. Marlis Cammann, 2. Friedel Meyer und 3. Lisa Trümper. Den ersten Platz unter den Franzosen erreichte Sébastien Langlois, gefolgt von der jüngsten Teilnehmerin Candice Lelyon auf dem zweiten und Alain Lemarchand auf dem dritten Platz.
Während der Veranstaltung wurde mit deutscher Bratwurst und leckeren Steaks auch für das leibliche Wohl gesorgt. An dieser Stelle sei den „Hauptgrillmeistern“ Werner Kabeck und Willi Luttermann sowie dem Thekenteam des Schießsportvereins ganz herzlich für ihre gastronomische Begleitung gedankt! Auch die Jugendfeuerwehr Wienhausens hatte mit dem Aufbau eines großen Zeltes inklusive Bestuhlung vor dem Schießheim für einen entspannten Ablauf des Barbecues gesorgt – es mussten immerhin rund 120 Personen verköstigt werden. Seitens der Gastfamilien wurde zum Grillgut ein üppiges Salatbuffet gestiftet, das sicherlich für jede und jeden etwas Passendes darbot.
Gegen 16.00 Uhr begaben sich die deutschen und die französischen Komiteemitglieder zum Wienhäuser Friedhof, um dort am Gefallenendenkmal der Opfer des Zweiten Weltkrieges zu gedenken. Wienhausens Pastor Dr. Christian Rebert und der Portbailer Komiteevorsitzende Guy Cholot hielten bewegende Reden, in denen sie an die schreckliche Kriegsführung beider Nationen gegeneinander erinnerten und dazu mahnten, die dann entstandene Versöhnung und Freundschaft unserer Länder zu bewahren. Es schloss sich eine Schweigeminute an.
Im Anschluss an die Gedenkzeremonie fanden sich alle Teilnehmenden und viele weitere Gäste zu einem gemeinsamen Konzert der deutschen und der französischen Musiker im Saal der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) ein. Ermöglicht hat uns diese Veranstaltung der Pastor der FeG Kilian von Bibra. Wir hätten uns, sowohl was die Akustik im Gemeindesaal als auch die räumliche Ausstattung, die immerhin für die rund 140 Gäste perfekt funktionierte, keinen besseren Ort für dieses Konzert vorstellen können.
Beide Musikgruppen gaben für zweieinhalb Stunden unter der musikalischen Leitung von Ralf Hollenbach (Oppershausen) und Élise Lelyon (Portbail) ein Konzert, das an musikalischer Bandbreite keine Wünsche offen ließ. Ergänzt wurde das musikalische Angebot noch von der Chorgemeinschaft Wienhausen-Eicklingen, die leidenschaftlich einige altbekannte deutsche Volksweisen präsentierte.
Entsprechend fielen auch der Beifall der Besucher und die Länge der Zugaben-Phase aus. Nach diesem mit üppigem Programm gefüllten Tag freuten sich alle auf einen heimeligen Abend in den Gastfamilien, die deutsche Hausmannskost vorbereitet hatten.
Bereits um 8.00 Uhr ging es am Montagmorgen vom Rathaus aus mit dem Bus der Portbailer in das 100 km entfernte Goslar. Die Franzosen hatten im Rahmen der Vorbereitung ihrer Reise dort eine zweistündige französischsprachige Stadtführung gebucht. Diese wurde von zwei Gästeführern durchgeführt, die aufgrund ihrer französischen Muttersprache und ihrer offensichtlichen Begeisterung für die Geschichte der Stadt Goslar ein sehr anschauliches und auch für die Jüngsten unter den Teilnehmern spannendes Programm boten. Obwohl das bekannteste Wahrzeichen Goslars, die Kaiserpfalz am Fuße des Rammelbergs, für Besucher montags nicht zugänglich ist, gab es für uns in der Stadt genug Interessantes zu entdecken.
Gemeinsam mit der historischen Altstadt und dem im Jahre 1988 stillgelegten Erzbergwerk Rammelsberg gehört die Kaiserpfalz seit den Neunzigerjahren zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadtführer zeigten uns nebst dem historischen Rathaus die Kaiserworth und führten uns zur Alten Kämmerei am Marktbrunnen. Dort trafen wir „zufällig“ zu 12.00 Uhr am Mittag ein, pünktlich um das Glockenspiel mit Figurenumlauf anschauen zu können. Die Figuren zeigen Szenen aus dem Bergwerk – von der Gründung bis zum Abbau im letzten Jahrhundert. Weiter ging es durch die Peterstraße vorbei an vielen Bergarbeiter-Fachwerkhäuschen und dem Stammsitz der Industriellenfamilie Siemens aus dem Jahre 1693. Die Schilderungen entlang der Wasserläufe in der Stadt in Zusammenhang mit den Flüssen Abzucht und Gose und dem Bergbaubetrieb gaben aufschlussreiche Infos zur Entwicklung der Stadt Goslar. Übrigens, der Name „Goslar“ steht in engem Zusammenhang mit dem Fluss Gose. Was lag also näher, als nach diesem langen Fußmarsch im Brauhaus Goslar ganz nach persönlichem Gusto ein Gläschen helle oder dunkle Gose zu probieren?! Gut gelaunt machten wir uns am späten Nachmittag auf die Rückfahrt nach Wienhausen, wo die Gastfamilien wieder zu lecker Speis und Trank eingeladen hatten.
Am Dienstag konnten wir uns ebenso auf eine Exkursion freuen. Ideengeber dafür war unser Komiteemitglied Malte Seils. Malte ist Präsident der Augustus-Gesellschaft e.V. Dieser Verein hat sich gegründet, nachdem in 2015 in Wilkenburg bei Hannover-Hemmingen ein historisches römisches Marschlager entdeckt wurde. Es ist 2.000 Jahre alt und geht auf die römischen Feldzüge („bellum immensum“ – 1 bis 5 n. Chr.) zurück. Das ca. 40 Hektar große Lager wurde nur zufällig auf Luftbildern entdeckt. Es ist das einzige bekannte Marschlager nördlich des Limes, das nicht überbaut ist und steht unter höchstem Denkmalschutz – Grund genug, sich dieses interessante Fleckchen Erde einmal genauer anzuschauen.
Wir erhielten vom Vizepräsidenten des Vereins Dr. Dr. Ulrich Schubert aus Celle einen geschichtlichen Vortrag über das Leben und Wirken des ersten römischen Kaisers Augustus. Die typische Kleidung der Römer sowie deren Soldatenausstattung brachte uns Malte Seils anschaulich näher. Er bekleidete sich mit Toga, Kettenhemd und Ledersandalen und legte Dolch bzw. Schwert an. Der typische römische Legionärshelm durfte nicht fehlen. Diesen konnten wir nicht nur an Malte, sondern auch an einem unserer französischen Freunde bewundern: an Alain Lemarchand.
Malte hatte eigens für unseren Besuch köstliche altrömische Spezialitäten vorbereitet, die zur „dégustation“ bereitstanden. Alle Teilnehmenden kosteten antikes Brot, Lukanische Würstchen, Datteln im Schinkenmantel, die würzige Käsepaste Moretum und den antiken Gewürzwein Mulsum.
Anschließend fuhren wir in Richtung Hannovers Innenstadt. Geeigneter Parkraum fand sich am Neuen Rathaus von Hannover, das bei bestem Wetter nicht nur zum Spaziergang im Außengelände einlud, sondern auch die perfekte Verbindung zur Altstadt darstellte, die zu Fuß gut zu schaffen war. Es bildeten sich Grüppchen, die je nach Interessenslage kulinarische Angebote ansteuerten oder sich einem ausgedehnten Einkaufsbummel hingaben. Um 16.30 Uhr fanden sich alle wieder im Bus ein. Und wieder kam uns Komiteemitgliedern der Gedanke: „Sie müssten doch wahnsinnig müde sein!“
Abermals ganz weit gefehlt: Die Musiker des Réveil de Portbail begannen auf der Rückfahrt im Bus zu unserer Überraschung plötzlich, ein Lied zu komponieren. Nach der Melodie des Titels „À nos souvenirs“ der französischen Musikgruppe Trois cafés gourmands dichteten sie eine Dankeshymne an die deutschen Austauschteilnehmer, die mich (als Berichterstatterin) nahezu zu Tränen rührte. Dargeboten wurde sie von den Franzosen am Abend anlässlich der Abschiedsveranstaltung zum diesjährigen Austausch. Dazu fanden wir uns um 19.00 Uhr im Vereinsgemeinschaftshaus Oppershausen ein. Dort wartete bereits das leckere Essen eines Oppershäuser Gastwirtes auf uns.
Während des Austausches hatte sich zwischen den Portbailer und Oppershäuser Musikern eine Verbindung gebildet, die sich in ihrer vollen Ausdehnung erst an diesem Abend offenbarte. Man musizierte gemeinsam und stahl dem eigentlichen Programm – Musik und Tanz mit Discjockey Thomas Stumpf – fast die Show. Wir durften so viel Verbundenheit beider Nationen spüren!
Die Vorsitzenden des französischen und deutschen Komitees sprachen in anschließenden Schlussworten zur diesjährigen Begegnung dankbare und einander wertschätzende Worte aus.
Früh am Mittwochmorgen, dem 23. Oktober, fanden wir uns zur Verabschiedung unserer französischen Freunde am Wienhäuser Rathaus ein. Ein letztes „Au revoir, mes amis! – À l’année prochaine!“ – und schon sie waren auf dem Rückweg in ihre schöne normannische Heimat – auf die wir uns für 2025 schon so sehr freuen!
(Andrea Rode)
Portbail im Oktober 2023: Holpriger Start und Happy-Ending
Am 19.10.23 war es endlich wieder so weit: Unser hochmotiviertes Organisationsteam vom Komitee des Freundschaftskreises Wienhausen-Portbail-sur-Mer begab sich gemeinsam mit 36 weiteren Bürgerinnen und Bürgern Wienhausens auf die lange Reise in die Normandie, um mit den langjährigen französischen Freunden unserer Partnergemeinde einige schöne, ereignisreiche Tage zu verbringen. Dabei hatte noch einen Tag zuvor unsere Abreise hart auf der Kippe gestanden, als bekannt wurde, dass es in Portbail-sur-Mer einen kleineren Corona-Ausbruch in verschiedenen Gastfamilien gegeben hatte. Nach unzähligen Beratungen, vielen Telefonaten und zum Glück nur wenigen Absagen einiger Teilnehmerinnen und Teilnehmer stand aber glücklicherweise fest: Die Reise würde wie geplant stattfinden und die Erleichterung auf allen Seiten war groß.
Nach unserer Abreise in aller Frühe um 4.30 Uhr in strömendem Regen erreichte unser Reisebus nach 16 Stunden Fahrt das Rathaus von Portbail und wir wurden mit großer Freude und Herzlichkeit von unseren französischen Freunden empfangen. Bei einem kleinen Aperitif wurden die Reisenden ihren Gastfamilien vorgestellt und sogleich zu einem reichhaltigen nächtlichen Mahl nach Hause eingeladen.
Am nächsten Tag begann der Austausch mit einer Gedenkminute und der Kranzniederlegung am Gedenkstein der Gemeindepartnerschaft Wienhausen-Portbail sowie einem Spaziergang zum Friedhof, um der im Januar verstorbenen Catherine Adam die letzte Ehre zu erweisen.
Nachmittags besichtigten wir die Cidrerie und Destillerie „Au Père Mahieu“ in Bricquebosq und bekamen bei einem Zwischenstopp in unserem Lieblings-Feinkostgeschäft „La Maison du Biscuit“ in Sortosville die Gelegenheit, die in der Cidrerie gekauften Spirituosen um edles Feingebäck zu ergänzen. Am Abend folgte unsere Reisegruppe der Einladung der Gemeinde Portbail-sur-Mer zum offiziellen Empfang im Feriendorf des VVF. Die Begrüßungsreden des Präsidenten Guy Cholot und der Wienhäuser Bürgermeisterin Kerstin Ackermann wiesen eindrücklich darauf hin, welche große Bedeutung unsere interkulturelle Freundschaft für den europäischen Zusammenhalt hat und stießen auf große Zustimmung im Publikum. Die Feuerwehrkapelle Oppershausen spielte zum Festmahl nicht nur die drei Hymnen, sondern auch die eine oder andere Polka und zeigte, dass auch eine kleine Besetzung den Saal zum Klingen bringen kann. Die Küche des VVF bot in sechs Gängen von Jakobsmuscheln über Perlhuhn in Cidre bis hin zu den Käse-Variationen alle denkbaren kulinarischen Spezialitäten der Region. Auch die Gastgeschenke waren in diesem Jahr regional geprägt: Das Komitee von Wienhausen hatte gravierte Bierkrüge für gesellige Stunden in Portbail mitgebracht, während das Komitee von Portbail mit bemalten Cidre-Tassen für zukünftig landestypischen Genuss des normannischen Nationalgetränks in Wienhausen sorgte.
Am Samstag begab sich unsere Reisegruppe auf eine Tagesexkursion in die Bretagne. Wir besichtigten – leider bei Dauerregen – das pittoreske Städtchen Dinan an der Rance sowie eines der schönsten Dörfer Frankreichs, Saint-Suliac, das auch im Regen nichts von seinem Charme verloren hatte. Am Abend erwartete uns in Saint-Lô-d’Ourville ein mitreißendes Konzert des Orchesters „Réveil de Portbail“, das dem begeisterten Publikum aus seinem Repertoire seine Lieblingsstücke von Klassik bis Pop präsentierte. Den Abend verbrachten die deutschen Gäste geruhsam in ihren Gastfamilien.
Der Sonntag begann mit Sonnenschein und einer Fahrt im touristischen Zug von Carteret bis nach Portbail. Auf einem Zwischenstopp an der Kapelle Saint-Siméon erfuhren wir von Guy Cholot die Geschichte hinter dem historischen Bauwerk, bevor wir uns in der Segelschule bei einem geselligen Nachmittag das deutsche Grillgut schmecken ließen. Anschließend zeigten neun Neufundländer und ein hochmotivierter Golden Retriever bei einem Schautraining der Rettungshundestaffel von Barneville-Carteret ihre Vielseitigkeit: von kraftvoller Ausdauer bei der Rettung von Menschen und Booten auf hoher See zu freundlichem Charme als riesige Kuscheltiere an Land. In der Freizeit am späten Nachmittag genossen viele deutsche Gäste bei einer ausgedehnten Strandwanderung dann die letzten Sonnenstrahlen des Tages, bevor in den Gastfamilien wieder ein reichhaltiges Abendessen serviert wurde.
Am Montag brach die Reisegruppe nach Granville auf und setzte von dort per Fähre auf die Îles Chausey über, eine Inselgruppe im Ärmelkanal, die es auf kleinen Pfaden zu erkunden galt. Eine Bootsrundfahrt um den Archipel bot aufgrund der Gezeitenlage zwar leider keine Sichtung von Robben oder Delphinen, aber war dennoch eine angenehme Abwechslung. Die raue Küstenlandschaft, zerklüftete Felsformationen und idyllische kleine Buchten mit weißen Stränden waren willkommene Fotomotive und begeisterten vor allem die Naturliebhaber unter uns. Die abendliche Rückfahrt führte uns dann direkt in den Mehrzwecksaal von Saint-Lô-d’Ourville, in dem der fröhliche Amicale-Abend mit Lammspießen vom Grill und Livemusik stattfand. Das gesellige Zusammensein bis in die Nacht war der krönende Abschluss unserer Austauschfahrt, bevor wir am Dienstag, den 24.10.23, am Morgen die Heimreise antraten. Die Verabschiedungen waren herzlich, wehmütig und verbunden mit dem Versprechen, sich im nächsten Jahr wiederzusehen. Um es mit den Worten eines der französischen Teilnehmer auszudrücken: „Ce n’est pas un échange – c’est une grande famille. Das ist kein Austausch – es ist eine große Familie!“
(Kristin Frese)
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Portbail im Juni 2015: Ein Reisebericht ...
In der Zeit vom 23. bis 29. Juli 2015 fand nach zwei Jahren wieder ein Austauschbesuch zwischen dem Freundschaftskreis Wienhausen-Portbail und der dortigen Partnergemeinde Portbail in der Normandie statt. Der Besuch stand im Zeichen des 30-jährigen Bestehens der offiziellen Partnerschaft unserer beiden Gemeinden. Nachdem die Portbailer im vergangenen Jahr unsere Gäste waren, machten wir uns am Donnerstag, dem 23. Juli, in den Abendstunden auf dem Weg Richtung Frankreich.
Im Gepäck hatten wir ein vom Komitee des Wienhäuser Freundschaftskreises hervorragend organisiertes Programm. Die Reisegruppe von rund 60 Teilnehmern setzte sich aus dem Bürgermeister der Samtgemeinde Flotwedel, Herrn Helfried H. Pohndorf, dem Bürgermeister der Klostergemeinde Wienhausen, Herrn Karl-Heinz Pickel, den Mitgliedern des Komitees und weiteren langjährigen Mitgliedern des Freundschaftskreises Wienhausen-Portbail zusammen. Des Weiteren begleiteten mehrere Vereinsmitglieder aus Wienhäuser Sportvereinen, der Jugendfeuerwehr sowie Verwaltungsmitarbeiterinnen der Samtgemeinde Flotwedel die Fahrt. Das Komitee des Freundschaftskreises konnte eine Französischlehrerin des Immanuel-Kant-Gymnasiums Lachendorf, Frau Kristin Schneider, gewinnen, die während der gesamten Reise für perfektes Dolmetschen zur Verfügung stand.
Am Morgen des 24. Juli erreichten wir wenige Stunden nach Überqueren der Seine-Brücke bei Le Havre die Stadt Bayeux, die sich 6 km vor der Küste des Ärmelkanals befindet. So hatten wir schon mal die Heimat unserer Portbailer Freunde, nämlich die Region Basse-Normandie, erreicht. Nach einem reichhaltigen Frühstück im Café des Hotels „Reine Mathilde“ reichte die Zeit noch für einen kurzen Besuch der Kathedrale von Bayeux.
Gegen 13 Uhr kamen wir in Portbail an, wo wir auf das Herzlichste von unseren Gastgebern empfangen wurden. Viele der Menschen kennen sich seit 30 Jahren, entsprechend lebhaft fiel das Wiedersehen aus. Nach Aufteilung unserer Reisegruppe gab es ein gemeinsames Mittagessen in den Gastfamilien. Am Abend fand ein Konzert der Gruppe „La Brigantine“ (maritime Musik mit Gesang, Gitarre und Akkordeon) in der Portbailer Kirche statt. Nach dem anschließenden Abendessen in den Familien, bei dem der ein oder andere Calvados gereicht worden sein soll, klang der erste ereignisreiche Tag unserer Reise aus.
Am nächsten Morgen starteten wir bereits um 7 Uhr in Richtung Saint-Malo, die bretonische Stadt, die sich selbst den Namen „Stadt der Korsaren“ gegeben hat. Der dortige anderthalbstündige Stadtrundgang mit deutscher Reiseführung reichte zeitlich gerade aus, um die geschichtsträchtigen Hintergründe dieser Stadt zu erklären. Wir lernten den historischen Stadtkern Saint-Malos kennen, der an drei Seiten von Wasser umspült ist. Saint-Malo hat übrigens mit 14 Metern den größten Gezeitenunterschied in ganz Europa.
Nach der Landung der Alliierten in der Normandie im Jahr 1944 wurde der Stadtkern zu 85% durch Bombardierungen zerstört, da der damalige Festungskommandant die Kapitulation verweigerte. Stadtmauer und Burg blieben jedoch erhalten und der Stadtkern wurde anschließend originalgetrau wieder nachgebaut. Heute ist Saint-Malo die meistbesuchte Touristenstadt Frankreichs. Am Nachmittag umrundeten wir die Stadt bei schönstem Sonnenschein per Schiff.
Am Abend fand in feierlichem Rahmen der offizielle Empfang der Gemeinde Portbail im Veranstaltungszentrum statt. Der Bürgermeister der Gemeinde Portbail, Monsieur Guy Cholot, Herr Samtgemeindebürgermeister Pohndorf und Herr Bürgermeister Pickel würdigten den Anlass des Zusammentreffens in diesem Jahr. Es ist das 30. Jahr nach offizieller Unterzeichnung der Gründungsurkunde durch die damaligen Bürgermeister, Monsieur Bernard Gérard und Herrn Heinrich Santelmann. In ihren Reden stellten sie die herzliche Verbundenheit beider Gemeinden und die große Bedeutung der Völkerverständigung vor dem Hintergrund zunehmender Bedrohung durch Terrorismus in der Gegenwart heraus. Herausgestellt wurde auch, wie wichtig die Weitergabe dieser Werte an die heranwachsende Generation ist. So soll die Partnerschaft auch durch die Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen in den Gemeinden gestärkt werden. Im kommenden Jahr werden die Portbailer ein Internationales Zeltlager junger Feuerwehrleute in Frankreich durchführen, für das die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren laufen.
Am anschließenden Sonntag fand vor dem Rathaus am Partnerschafts-Gedenkstein der Jubiläumsfestakt zum 30-jährigen Bestehen der Partnerschaft statt. Je ein französisches und ein deutsches Mitglied der örtlichen Fanfarenzüge spielten die Nationalhymnen und die Bürgermeister Guy Cholot und Karl-Heinz Pickel legten Blumen am Gedenkstein nieder. Abends fand bei leckerem von den Franzosen zubereiteten Buffet und Tanz der traditionelle „Amicale-Abend“ statt.
Die Hafenstadt Cherbourg war unser Reiseziel am Montag, dem 27. Juli. Sie war von 1940 bis 1943 von Truppen der deutschen Wehrmacht eingenommen, was 1944 mit der Schlacht um Cherbourg durch den Sieg und die Eroberung der Stadt durch die Amerikaner endete. Der Vormittag stand uns zum Stadtbummel zu Verfügung, was durch den abrupt aufhörenden Dauerregen an diesem Tag erheblich begünstigt wurde. Nach Rückkehr empfingen uns die Portbailer Freunde in der Segelschule, wo man sich bei deutscher Bratwurst und Bier stärken konnte. Die fortschreitende Ebbe um das Terrain der Segelschule lud zu einem ausgedehnten Spaziergang am Strand von Portbail ein, von dem bei gutem Wetter und klarer Sicht der Blick auf die britische Kanalinsel Jersey (Entfernung 25 km) möglich ist.
Am Dienstagmorgen traten wir nach Verabschiedung durch unsere Gastfamilien und den letzten Erinnerungsfotos die insgesamt 26-stündige Heimreise an. Sie führte uns zunächst noch in die Stadt Rouen. Die Seine teilt die Stadt optisch in einen eher industriellen Sektor und einen im Mittelalter entstandenen Teil voller Sehenswürdigkeiten. Schnell wurde klar, warum Rouen die offizielle Bezeichnung „französische Stadt der Kunst und der Geschichte“ hat. Wir sahen uns bei zwei Stadtführungen die gotische Kathedrale sowie weitere Kirchen in der Innenstadt, das sog. „Pest-Beinhaus“, den Justizpalast und einiges mehr an. Insbesondere wird in Rouen jedoch die Geschichte um Jeanne d’Arc (im deutschen Sprachraum auch die „Jungfrau von Orléans“ genannt, dargestellt, einer junge Frau von 16 Jahren, die im Hundertjährigen Krieg den Franzosen zu einem Sieg über England verholfen und dafür nach einer späteren Übergabe an die Engländer und zahlreicher Verurteilungen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Später wurde sie von den Franzosen zur Märtyrerin erklärt. Noch heute finden ihr zu Ehren in Rouen jährlich Gedenkfeiern statt.
Um 22 Uhr stand uns unser Reisebus in gewohnt verlässlicher Weise zur Rückreise nach Deutschland zur Verfügung. Wie geplant erreichten wir Wienhausen am Mittwochmorgen, zwar ein wenig übernächtigt, jedoch erfüllt von vielen neu gewonnenen Eindrücken und der Herzlichkeit, mit der uns unsere Freunde aus Portbail wieder bei sich aufgenommen haben. Wir freuen uns auf ihren Gegenbesuch in 2016!
(Andrea Rode)
Quelle: https://www.flotwedel.de/gemeinden/wienhausen/partnerschaften/lebendige-partnerschaft-wienhausen-portbail/2015-30-jaehriges-jubilaeum
Lebendige Partnerschaft als Basis für ein vereintes Europa:
25 Jahre Partnerschaft Wienhausen-Portbail
Seit 1974 bestehen bereits die ersten freundschaftlichen Kontakte zur Gemeinde Portbail in der Normandie. Im Jahr 1985 wurde die Freundschaft dann mit der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages offiziell besiegelt. Im Juli 2010 feiern wir bereits das 25-jährige Jubiläum dieser erfolgreichen Partnerschaft. Die geplanten Feierlichkeiten stehen unter dem Motto „Lebendige Partnerschaft als Basis für ein vereintes Europa“. Unsere französischen Partner werden an diesen Feierlichkeiten mit einer großen Delegation teilnehmen.
Das Ziel dieser Begegnung ist es, die über Jahre gewachsene Gemeinschaft auch für die nachfolgenden Generationen lebendig und spannend zu erhalten. Mit aktiver Beteiligung der Gäste und unserer Bürgerinnen und Bürger wollen wir einen Beitrag zur europäischen Integration leisten. Deshalb werden in vielen Programmpunkten vor allem die jungen Leute gefordert. Beim gemeinsamen Musizieren der örtlichen und französischen Kapellen sowie bei sportlichen Wettkämpfen findet man schnell Gemeinsamkeiten und überwindet sprachliche Barrieren. Durch Ausflüge in die Umgebung wollen wir unseren Gästen die Landschaft, Kultur und Geschichte unserer Region nahe bringen.
Die Unterbringung der Gäste erfolgt in Gastfamilien, dort erhalten die Besucher einen ganz privaten Einblick in das Leben der europäischen Nachbarn. Wir wollen über die Geschichte unserer Partnerschaft mit Portbail informieren, hierzu findet im Foyer des Rathauses eine Ausstellung über die Entstehung und Entwicklung unserer Freundschaft statt.
Europa wächst zusammen, dies wollen wir unterstützen und mit der Eröffnung eines Europa-Infopoints im Rathaus den Bürgerinnen und Bürgern unserer Gemeinde umfangreiches Informationsmaterial zur Europäischen Union zur Verfügung stellen. Am 06. Juli 2010 um 9.00 Uhr findet diese Eröffnung durch die Leiterin des Europa-Büros in Lüneburg, Frau Anja Penk, statt. Unsere französischen Freunde werden diese Veranstaltung mit einer musikalischen Darbietung begleiten.
Seit Jahren wird der inzwischen sehr rege und lebendige Austausch auf beiden Seiten durch die Freundschaftskomitees organisiert und durchgeführt. Ohne diese ehrenamtliche Arbeit würde es eine Partnerschaft in dieser Form nicht geben. Um möglichst viele, vor allem junge Menschen, in die Partnerschaftsarbeit zu integrieren, werden bei der Organisation und Durchführung der Begegnung die lokalen Vereine, Schulen, Feuerwehr und freiwilligen Helfer besonders stark eingebunden. Der Erfolg ist durch die Teilnahme von immer mehr jungen Menschen und Jugendlichen deutlich sichtbar.
(Gabriele Müller)
Quelle: https://www.flotwedel.de/gemeinden/wienhausen/partnerschaften/lebendige-partnerschaft-wienhausen-portbail/2010-25-jaehriges-jubilaeum
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