Portbail im Oktober 2023: Holpriger Start und Happy-Ending

Am 19.10.23 war es endlich wieder so weit: Unser hochmotiviertes Organisationsteam vom Komitee des Freundschaftskreises Wienhausen-Portbail-sur-Mer begab sich gemeinsam mit 36 weiteren Bürgerinnen und Bürgern Wienhausens auf die lange Reise in die Normandie, um mit den langjährigen französischen Freunden unserer Partnergemeinde einige schöne, ereignisreiche Tage zu verbringen. Dabei hatte noch einen Tag zuvor unsere Abreise hart auf der Kippe gestanden, als bekannt wurde, dass es in Portbail-sur-Mer einen kleineren Corona-Ausbruch in verschiedenen Gastfamilien gegeben hatte. Nach unzähligen Beratungen, vielen Telefonaten und zum Glück nur wenigen Absagen einiger Teilnehmerinnen und Teilnehmer stand aber glücklicherweise fest: Die Reise würde wie geplant stattfinden und die Erleichterung auf allen Seiten war groß.
Nach unserer Abreise in aller Frühe um 4.30 Uhr in strömendem Regen erreichte unser Reisebus nach 16 Stunden Fahrt das Rathaus von Portbail und wir wurden mit großer Freude und Herzlichkeit von unseren französischen Freunden empfangen. Bei einem kleinen Aperitif wurden die Reisenden ihren Gastfamilien vorgestellt und sogleich zu einem reichhaltigen nächtlichen Mahl nach Hause eingeladen.

Am nächsten Tag begann der Austausch mit einer Gedenkminute und der Kranzniederlegung am Gedenkstein der Gemeindepartnerschaft Wienhausen-Portbail sowie einem Spaziergang zum Friedhof, um der im Januar verstorbenen Catherine Adam die letzte Ehre zu erweisen.
Nachmittags besichtigten wir die Cidrerie und Destillerie „Au Père Mahieu“ in Bricquebosq und bekamen bei einem Zwischenstopp in unserem Lieblings-Feinkostgeschäft „La Maison du Biscuit“ in Sortosville die Gelegenheit, die in der Cidrerie gekauften Spirituosen um edles Feingebäck zu ergänzen. Am Abend folgte unsere Reisegruppe der Einladung der Gemeinde Portbail-sur-Mer zum offiziellen Empfang im Feriendorf des VVF. Die Begrüßungsreden des Präsidenten Guy Cholot und der Wienhäuser Bürgermeisterin Kerstin Ackermann wiesen eindrücklich darauf hin, welche große Bedeutung unsere interkulturelle Freundschaft für den europäischen Zusammenhalt hat und stießen auf große Zustimmung im Publikum. Die Feuerwehrkapelle Oppershausen spielte zum Festmahl nicht nur die drei Hymnen, sondern auch die eine oder andere Polka und zeigte, dass auch eine kleine Besetzung den Saal zum Klingen bringen kann. Die Küche des VVF bot in sechs Gängen von Jakobsmuscheln über Perlhuhn in Cidre bis hin zu den Käse-Variationen alle denkbaren kulinarischen Spezialitäten der Region. Auch die Gastgeschenke waren in diesem Jahr regional geprägt: Das Komitee von Wienhausen hatte gravierte Bierkrüge für gesellige Stunden in Portbail mitgebracht, während das Komitee von Portbail mit bemalten Cidre-Tassen für zukünftig landestypischen Genuss des normannischen Nationalgetränks in Wienhausen sorgte.

Am Samstag begab sich unsere Reisegruppe auf eine Tagesexkursion in die Bretagne. Wir besichtigten – leider bei Dauerregen – das pittoreske Städtchen Dinan an der Rance sowie eines der schönsten Dörfer Frankreichs, Saint-Suliac, das auch im Regen nichts von seinem Charme verloren hatte. Am Abend erwartete uns in Saint-Lô-d’Ourville ein mitreißendes Konzert des Orchesters „Réveil de Portbail“, das dem begeisterten Publikum aus seinem Repertoire seine Lieblingsstücke von Klassik bis Pop präsentierte. Den Abend verbrachten die deutschen Gäste geruhsam in ihren Gastfamilien.

Der Sonntag begann mit Sonnenschein und einer Fahrt im touristischen Zug von Carteret bis nach Portbail. Auf einem Zwischenstopp an der Kapelle Saint-Siméon erfuhren wir von Guy Cholot die Geschichte hinter dem historischen Bauwerk, bevor wir uns in der Segelschule bei einem geselligen Nachmittag das deutsche Grillgut schmecken ließen. Anschließend zeigten neun Neufundländer und ein hochmotivierter Golden Retriever bei einem Schautraining der Rettungshundestaffel von Barneville-Carteret ihre Vielseitigkeit: von kraftvoller Ausdauer bei der Rettung von Menschen und Booten auf hoher See zu freundlichem Charme als riesige Kuscheltiere an Land. In der Freizeit am späten Nachmittag genossen viele deutsche Gäste bei einer ausgedehnten Strandwanderung dann die letzten Sonnenstrahlen des Tages, bevor in den Gastfamilien wieder ein reichhaltiges Abendessen serviert wurde.

Am Montag brach die Reisegruppe nach Granville auf und setzte von dort per Fähre auf die Îles Chausey über, eine Inselgruppe im Ärmelkanal, die es auf kleinen Pfaden zu erkunden galt. Eine Bootsrundfahrt um den Archipel bot aufgrund der Gezeitenlage zwar leider keine Sichtung von Robben oder Delphinen, aber war dennoch eine angenehme Abwechslung. Die raue Küstenlandschaft, zerklüftete Felsformationen und idyllische kleine Buchten mit weißen Stränden waren willkommene Fotomotive und begeisterten vor allem die Naturliebhaber unter uns. Die abendliche Rückfahrt führte uns dann direkt in den Mehrzwecksaal von Saint-Lô-d’Ourville, in dem der fröhliche Amicale-Abend mit Lammspießen vom Grill und Livemusik stattfand. Das gesellige Zusammensein bis in die Nacht war der krönende Abschluss unserer Austauschfahrt, bevor wir am Dienstag, den 24.10.23, am Morgen die Heimreise antraten. Die Verabschiedungen waren herzlich, wehmütig und verbunden mit dem Versprechen, sich im nächsten Jahr wiederzusehen. Um es mit den Worten eines der französischen Teilnehmer auszudrücken: „Ce n’est pas un échange – c’est une grande famille. Das ist kein Austausch – es ist eine große Familie!“

(Kristin Frese)